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Todessehnsucht

Jan, ein Freund der Anfang 2010 das wahre Familienleben erleben wird, meinte die Tage zu mir, ich meckere in meinem Blog nur rum 🙂 Kann ich so nicht unterschreiben, da ich auch mal Eintraege ohne Gemecker habe. Allerdings ist er in der Tat so, dass man manchmal leichter ueber etwas meckern kann, vor allem wenn sich bestimmte Situationen foermlich aufdraengen. Heute Morgen war wieder so eine Situation.

Ich bin heute Morgen, wie jeden Morgen, in die Garage um dort unser mit Luft und Liebe betriebenes Familiengefaehrt zu besteigen. Es war so gegen 6:10 und da ist es, fuer die Studenten unter euch, noch ziemlich dunkel. In etwa so, wie in eurer WG, wenn der Kassenwart mal wieder vergessen hat die Stromrechnung zu zahlen. Wie auch immer. Als Mazi und ich, wir nennen unser Auto Mazi, unser morgendliches Ritual beendet hatten…

Ich: Na Mazi, gut geschlafen?
Mazi: *roedel, roedel, Innenraumbeleuchtung dimmt leicht ab*
Ich: Das ist prima. Sonst alles im gruenen Bereich?
Mazi: *Alarmlaempchen im Armaturenbrett verloeschen und Tankanzeiger geht auf „Es reicht noch bis zur Arbeit“*
Ich: Na komm Mazi, dann machen wir uns auf den Weg ins gueldene Arbeitsparadies.
Mazi: *rumpel, schleif, Motor springt hustend an*

…bin ich langsam rueckwaerts aus der Garage (Fuer Mazi nur das Beste, also ein ordentliches Dach ueber dem „Kopf“!) und habe dabei natuerlich auch immer die Rueckspiegel im Auge. So hab ich es halt in der Fahrschule gelernt. Auf einmal sehe ich, wie so ein Fahrradrambo in Tarnkleidung zwischen Mazis Hinterteil und dem noch etwa 1.5 Meter entfernten Gebuesch langwackelt. Der Typ war vermutlich auf dem Weg zu einem Kampfeinsatz, da sein Rad nicht nur *keine* Beleuchtung aufwies, es schien auch komplett mit Tarnfarbe ueberzogen zu sein. Da musste ich unser Vehikel der Liebe erst mal mit einem beherzten Tritt auf die Bremse zum stehen bringen, da die Strassengaertnerei den jungen Soldaten sonst vermutlich aus dem Gebuesch haette rausflechten muessen. Die Frage, ob ich denn wenigstens versucht habe das Opfer von seinem Drahtesel zu hupen, bedarf sicher kaum einer Antwort.

Jetzt mal im Ernst. Liegt den Leuten nichts am eigenen Leben? Ich kann doch nicht in schwarz gekleidet, auf einem Rad ohne Beleuchtung bei totaler Dunkelheit ein nach hinten ausparkenden Auto noch „mal eben“ zwischen Heck und der links von mir befindlichen Hauswand, bzw. dem Gebuesch ueberholen. Mir ist es im Grunde ja egal wenn die Leute sich umbringen wollen. Aber dann doch bitte nicht unter meinem Auto.

4 Kommentare

  1. mucknert

    Ich oute mich als Radfahrer! So wie die Beschreibung des Auesseren des Fahrers klingt haette ich das auch gut sein koennen. 😀 Mit dem Unterschied, dass ich immer brav den Autos die Vorfahrt lasse. 65kg Fleisch, Blut und Knochen gegen 1,5t Stahl … wer da verliert ist doch klar. Einfache Logik, nicht wahr?

    Und als gern schwarz gekleideter, aber immer mit Geleucht und vorsichtig fahrender Radler kann ich mich durchaus weit aus dem Fenster lehnen und ueber andere Radfahrer meckern. Berlin ist eine Hochburg der Radfahrer. Leider ist sie auch eine Hochburg der Ruecksichtslosen und so kommt zusammen was nicht zusammen gehoert.

    Ich denke ein guter Teil dieses Verhaltens ist in der natuerlichen Ueberheblichkeit der Menschen. „I can never die“ oder „Das passiert anderen aber nicht mir“ ist ja sowieso das Motto vieler Zeitgenossen. Insoweit ist das suizidale Verhalten deines Spezis eigentlich ein Massenphaenomen und hat auch nichts mit Todessehnsucht als vielmehr Ignoranz zu tun. Du als Autofahrer kennst doch den allmorgendlichen Wahnsinn im Berufsverkehr nur zu gut. 🙂 Und eben diese Ignoranz ist der Grund dafuer, dass sich das Klima immer noch erwaermt, wir immer noch leckende Endlager wie Asse haben und so weiter. Nach mir die Sintflut oder wie das so schoen heisst.

  2. Ramon Kukla

    Ich glaube mit dem „Das passiert anderen, aber nicht mir“ triffst du es schon, ja. Ein beliebtes Argument, was ich hier und da gehoert hatte, war : „Aber ich hab doch Vorfahrt“. Gut, das mag stimmen. Allerdings ist die Frage wieviel mir das Recht auf Vorfahrt noch bringt, wenn ich uebersehen und dann ueberfahren wurde.

  3. visus

    Mecker weiter! 😀

  4. Ramon Kukla

    Geht mir auch oft leichter von der Hand 😉

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